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Spitzensport im Licht des Europäischen Kartellrechts. Eine Untersuchung der Berücksichtigungsfähigkeit spitzensportlicher Besonderheiten in der kartellrechtlichen Prüfung

Der Sport, und insbesondere der Spitzensport, ist Wettkampf zwischen Sportlern und Mannschaften pur, definiert gerade darüber. Dieser Wettstreit kann die Zuschauer elektrisieren, kann sie in großer Zahl in die Sportstätten ziehen oder vor das Radio, den Fernseher oder an das Internet. Und in den letzten Jahren hat gerade dieses Element dazu geführt, dass die vielen Ergebnisoptionen in einem jedem Wettkampf, die Möglichkeit das David den sportlichen Goliath besiegt, dass ein längerer Wettkampf oder ein Spiel lange Zeit entschieden scheint, um dann am Ende doch mit einem sehr unerwarteten Ergebnis zu enden, die Medien und Medienmacher begeistern, dass die große Zuschauerresonanz auch zu einem spürbar gestiegenen und weiter steigenden Interesse von (Sport)Politik und Wirtschaft geführt hat und sich daraus ein zunehmend professionalisierter und kommerzialisierter nationaler und internationaler Leistungssport entwickelte. Eng damit verbunden ist auch die Monetarisierung sportlicher Leistungen sowohl durch die Sportlerinnen und Sportler selbst, aber auch durch ihr Umfeld in Vereinen, nationalen und internationalen Sportverbänden und bei den Organisatoren großer Wettkämpfe. Dadurch sind Sportlerinnen und Sportler wie auch Sportorganisatoren zunehmend zu Wirtschaftsunternehmen geworden, die damit auch immer mehr mit rechtlichen Bedingungen konfrontiert sind, die weit über das Sportverbandsrecht hinausgehen. Ein dabei immer stärker beachtetes und sowohl im Sport, aber auch in Rechtskreisen (durchaus kontrovers) diskutiertes Thema ergibt sich aus dem Zwiespalt zwischen dem Wettbewerbscharakter des Leistungssports einerseits und der zentralistischen, nicht selten nach einer Monopolstellung strebenden Organisationsform im nationalen und internationalen Sport, gerade wenn es um die (medial und finanziell) attraktivsten Sportveranstaltungen geht. Der Sport, vertreten durch seine nationalen und internationalen Dachorganisatoren möchte hier keinen unauflösbaren Widerspruch sehen, sondern argumentiert mit den dem Sport immanenten Besonderheiten. Das europäische Kartellrecht hält dem entgegen, dass sich der Sport inzwischen deutlich über die Grenzen dieser akzeptablen "Besonderheitsgrenzen" hinausbegeben hat und sich auch mit vergleichbaren Geschäftsfeldern rechtlich messen lassen muss. Gleichzeitig wird registriert, dass der Sport keiner einheitlichen Definition sozialer und gesellschaftlicher Funktionen des Spitzensports folgt, die auf Besonderheiten des Spitzensports beruhen und die seine Sonderbehandlung und eine entsprechend differenzierte, eigene Gesetzlichkeit erfordern würden. Abschließendes im Sinne einer rechtlichen Würdigung gibt es bisher nicht, weshalb diese Arbeit von Jonas Hail ein wichtiges Thema der aktuellen sportrechtlichen Diskussion aufgreift und versucht, auf der Grundlage einer Bestandsaufnahme der aktuellen Entwicklungen in diesem Feld die gegenwärtige Rechtslage, aktuelle Rechtsnormen und Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshof und der juristischen Diskussion aufzuarbeiten. Dabei werden einerseits grundsätzliche Themen aufgegriffen und vorgestellt, aber auch bedeutsame Einzelfälle diskutiert. Dabei wird deutlich, dass die Besonderheiten nicht selten in den Organisationsformen von Verbänden und Wettbewerben zu suchen und zu finden sind, nicht aber in deren Funktionen. Und gerade im Spitzensport wird zunehmend deutlich, dass es nicht das Interesse des Sports an sich an einer rechtlichen Sonderbehandlung gibt, sondern dass sich ein vermeintlich gemeinsames Interesse der Handelnden von der Basis bis zur Spitze inzwischen in eine Vielzahl von Partikularinteressen aufgesplittet hat - und es ist eine asymmetrische Machtstruktur innerhalb einer hierarchischen Monopolstruktur entstanden. Der Autor stellt in seiner Würdigung der aktuellen Situation dann auch fest, dass keine rechtsfreien Räume für den Spitzensport begründbar sind, auch wenn es in verschiedenen Bereichen (zum Beispiel mit der Gründung eines Schiedsgerichtssystems im Sport) Bemühungen im Sport gibt, sich von der allgemeinen Rechtsordnung zu distanzieren. Und so präsentiert der Autor auch Belege dafür, dass der Spitzensport in den Anwendungsbereich des Gemeinschaftsrechts fällt. Und so ist es auch konsequent, dass er die Akteure des Spitzensports Unternehmen und Unternehmensverbänden gleich- oder zumindest nahestellt, deren Handeln in Einklang mit europäischem Kartellrecht stehen muss. Die aktuellen Konfliktfälle, die dem EuGH vorgelegt wurden, lassen dieses Konfliktpotenzial immer wieder erkennen. Die Antwort der europäischen Richter ist die Anwendung einer Verhältnismäßigkeitsregelung, die durchaus, aber nicht in jedem Fall, beschränkende Auswirkungen hat und mit der verhindert werden soll, dass auch im Spitzensport eine Störung oder Verfälschung des Wettbewerbsprozesses nicht hingenommen werden kann. Daraus ergeben sich wiederum Notwendigkeiten seitens der Sportorganisationen, die ihr Handelns klar an den Regeln europäischen Wettbewerbsrechts orientieren müssen. Beispiele gerade aus dem Profifußball zeigen dabei aber auch sehr schnell die Problemhaftigkeit und die Grenzen einer solchen Regelung im Fokus des geltenden Kartellrechts. Aus dem Inhaltsverzeichnis 1. Teil: Bestandsaufnahme: Die Besonderheiten des Spitzensports und das kartellrechtliche Konflitkpotenzial A, Spitzensport in Europa I. Einordnung, Belegung und Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands "Spitzensport" II. Die wirtschaftliche Dimension des Spitzensports in Europa III. Die gesellschaftliche Rolle des Spitzensports in Europa B. Besonderheiten des Spitzensports I. Der Begriff der Besonderheiten des Spitzensports II. Bewertung und arbeitsspezifische Definition C. Das kartellrechtliche Konfliktpotenzial im Spitzensport I. Das europäische Kartellrecht II. Die Organisationsstruktur der Spitzensports III. Das Konfliktpotenzial zwischen Spitzensport und europäischem Kartellrecht 2. Teil: Die Anwendbarkeit des europäischen Kartellrechts auf den Spitzensport A. Recht und Spitzensport I. Die völkerrechtliche Einordnung der Spitzensportverbände II. Kein rechtsfreier Raum des Spitzensports III. Das Recht und die Sportgerichte B. Europarecht und Spitzensport I. Die Anwendbarkeit des Gemeinschaftsrechts auf den Spitzensport II. Die Anwendbarkeit des Unionsrechts auf den Spitzensport C. Europäisches Kartellrecht und Spitzensport I. Die Frage der Bereichsausnahme und Spitzensport II. Der personelle Anwendungsbereich des europäischen Kartellrechts im Spitzensport III. Die Beeinträchtigung des zwischenstaatlichen Handels im Spitzensport IV. Das europäische Kartellrecht und die Sportschiedsgerichtsbarkeit 3. Teil: Die Berücksichtigung spitzensportlicher Besonderheiten im europäischen Kartellrecht A. Spitzensportliche Besonderheiten und europäisches Kartellrecht in der Rechtssprechung des EuGH I. Die Berücksichtigung spitzensportlicher Besonderheiten in der Rechtssprechung des EuGH II. Einordnung und Analyse der Rechtssprechung des EuGH III. Die Rechtfertigung einer Regelung mit beschränkender Auswirkung im Spitzensport B. Lösungsansätze I. Harmonisierung, tragfähige Nachweise spitzensportlicher Besonderheiten, Unbundling und Good Governance II. Gestaltungsspielräume des Spitzensports und die gerichtliche Kontrolldichte III. Verfahrensrechtliche Abhilfe C. Aktuelle Fragestellungen I. Financial Fairplay im europäischen Klubfußball II. Die Causa FC Sion
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Aiheet: laki rahoitus laki taloudellisuus Eurooppa kansainvälinen suhde huippu-urheilu huippu-urheilu urheiluliitto kansallinen urheilija urheiluseura kilpailusäännöt ja määräykset jalkapallo
Aihealueet: urheiluhistoria ja urheilupolitiikka yhteiskuntatieteet urheilun johto ja organisaatio
Toimittajat: J. Schwarze
Julkaistu: Baden-Baden Nomos Verlagsgesellschaft 2014
Sarja: Schriftenreihe Europäisches Recht, Politk und Wirtschaft, 382
Sivuja: 387
Julkaisutyypit: kirja
väitöskirja
Kieli: saksa (kieli)
Taso: kehittynyt